Diagnose einer Demenzerkrankung

Die Demenz ist eine Diagnose, die sich sicher und zuverlässig stellen lässt, sofern eine umfassende Diagnostik erfolgte. Im Rahmen dieser Diagnostik führen die behandelnden Ärzte unterschiedliche medizinische und neuropsychologische Tests durch, anhand deren Ergebnisse eine Demenz eindeutig festgestellt werden kann. Hauptaugenmerk bei der Diagnosestellung liegt hier auf der Differenzialdiagnostik. Das heißt, andere psychische oder neurologische Erkrankungen, die der Demenz auf den ersten Blick ähneln, müssen ausgeschlossen werden. Dazu gehören unter anderem Persönlichkeitsstörungen, Psychosen und Depressionen.

Basisuntersuchung

Beim Verdacht auf eine Demenzerkrankung führt der Arzt zu Beginn die sogenannte Basisuntersuchung durch. Diese beinhaltet zunächst einen umfangreichen Blut-Laborbefund, um eine organische Ursache der Demenz auszuschließen. Die Blutuntersuchung sollte dabei ein großes Blutbild umfassen, darüber hinaus aber auch bestimmte Einzelparameter wie Entzündungswerte, Schilddrüsenhormone, Leber- und Nierenwerte, den Elektrolythaushalt, den Blutzucker und das im Blut befindliche Vitamin B12. Liegen diese Werte außerhalb der üblichen Referenzbereiche, ist zunächst zu überprüfen, ob die Demenz-Symptome auf einer körperlichen Erkrankung basieren, die eventuell behandelbar ist. Erst wenn die Blutbefunde unauffällig sind, wird der Arzt den Verdacht auf eine vorliegende Demenz als erhärtet sehen und gegebenenfalls bildgebende Verfahren anordnen, die den Fortschritt der Demenz im Gehirn belegen.

Ein EEG misst die Hirnströme

Als bildgebende Verfahren kommen vor allem die Computertomografie, die Elektroenzephalografie und die Kernspintomografie zum Einsatz. Diese Verfahren zeigen einerseits Anomalien in der Gehirnstruktur, sind andererseits aber auch wichtige differenzialdiagnostische Instrumente, mit deren Hilfe der Arzt andere Hirnerkrankungen feststellen kann. Als besonders aufschlussreich erwies sich in den vergangenen Jahren die Elektroenzephalografie, kurz EEG, also die Messung der Hirnströme und der Hirnaktivität. Abweichende Vorgänge der einzelnen Gehirnzellen können mithilfe dieses Verfahrens nicht nur sichtbar gemacht, sondern auch lokalisiert werden. Zur ersten Basisuntersuchung gehört darüber hinaus die umfassende Erhebung der Krankengeschichte des Patienten.

Weiterführende Untersuchungen

Im Verlauf der Diagnostik kann der Arzt weitere Untersuchungen anordnen, so zum Beispiel die SPECT-Untersuchung. SPECT steht dabei für die Einzelphotonen-Emissionscomputertomografie, ein bildgebendes Verfahren, welches einzelne Schnittbilder von lebenden Organismen liefert. Das Hirnfunktions-SPECT kommt vor allem bei Demenz-Patienten zum Einsatz, deren Symptome auf dem Parkinsonsyndrom basieren. Aber auch anderen Formen der degenerativen Hirnerkrankung können mittels SPECT sichtbar gemacht werden. Vor der Durchführung der SPECT wird dem Patienten ein Radiopharmakon gespritzt. Radiopharmaka sind nuklearmedizinische, radioaktive Substanzen, die Stoffwechselprozesse im Gehirn sichtbar machen. Das injizierte Radiopharmakon sendet dann Gammastrahlen aus, die mit speziellen Gammakameras, die während der SPECT um den Kopf des Patienten rotieren, aufgefangen werden können. Als Ergebnis liefern die Kameras dynamische Schnittbilder, die nicht nur Momentaufnahmen beinhalten, sondern auch Zustandsveränderungen einfangen.

Mit einer Hirnwasseruntersuchung kann die Demenz-Form bestimmt werden

Ein weiteres Diagnoseverfahren ist zudem die Hirnwasseruntersuchung. Bei dieser sogenannten Liquordiagnostik wird der Liquor, also das Hirn- oder Nervenwasser, im Rahmen eines ambulanten Eingriffs aus der Lendenwirbelsäule entnommen. Die Laborbefunde des gezogenen Hirnwassers können anschließend wichtige Hinweise auf Tumorleiden, veränderte Hirnhohlräume, Einblutungen oder Entzündungsvorgänge liefern. Im Rahmen der Demenz-Diagnostik gibt der Liquor zudem Aufschluss über die vorliegende Demenz-Form. Besonders die Alzheimer-Demenz lässt sich sehr sicher über das Hirnwasser nachweisen, da im Liquor bei vorliegender Alzheimer die Abbauprodukte der Hirnnervenzellen auffindbar sind.

Neuropsychologische Tests

Psychometrische Testverfahren bilden einen wichtigen Bestandteil der Diagnostik, denn mithilfe verschiedener neuropsychologischer Tests kann der Demenzverdacht nicht nur erhärtet werden, sie geben auch Aufschluss über das Stadium der Erkrankung.

MMST

Beim MMST handelt es sich um den Mini-Mental-Status-Test, der kognitive Defizite misst. Er eignet sich neben der Diagnostik auch zu regelmäßigen Verlaufskontrollen der einzelnen Krankheitsstadien. Der MMST (oder auch MMSE für Mini-Mental-Status-Examination) ist ein rund zehnminütiges Patienteninterview, bei dem der Betroffene kleine Aufgaben lösen muss. Überprüft werden die Bereiche Sprache, Verständnis, Orientierung, Aufmerksamkeit, Erinnerungsfähigkeit, Lesen, Rechnen und Schreiben. Die Aufgaben des MMST erscheinen einfach, sind jedoch bei fortgeschrittener Demenz kaum mehr lösbar. Einen MMST finden Sie hier.

SIDAM

Das SIDAM ist ebenfalls ein diagnostisches Patienteninterview, welches als zuverlässiges Instrument zur Erkennung von Alzheimer und anderen Demenzformen gilt. Eingesetzt wird es vorwiegend bei Patienten, die das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben. Die Inhalte des Tests zielen ebenfalls auf die Einschätzung der kognitiven Leistungen und des bisherigen Krankheitsfortschrittes ab. Der bereits beschriebene MMST ist zumeist ein Teilbereich des umfangreicheren SIDAM, in dessen Rahmen beispielsweise auch Alltagsleistungen sowie sprachliche und motorische Fähigkeiten überprüft werden.

Uhr simpelUhrentest

Der Uhren-Zeichen-Test ist ein schnelles Screeningverfahren zum Erkennen von Mustern und Lösen von Problemen. Im Rahmen des nur zwei- bis fünfminütigen Tests müssen Betroffene das Ziffernblatt einer Uhr mitsamt der Ziffern eins bis zwölf zeichnen, außerdem werden sie gebeten, eine vorher genannte Uhrzeit mittels Minuten- und Sekundenzeiger in das Ziffernblatt zu zeichnen.

Demenzkranke weisen häufig visuell-räumliche Defizite auf und können diese Aufgabe nicht mehr oder nur teilweise erfüllen.

DemTect

Der DemTect ist ein innovatives Diagnoseinstrument in Form einer Patientenbefragung. Der nur achtminütige Test beinhaltet fünf Fragestellungen aus den Bereichen Aufmerksamkeit, Intellekt, verbales Gedächtnis und Wortflüssigkeit. Der DemTect ist ein äußerst sensitiver Test mit einer über 90-prozentigen Trefferquote, er ist dem MMST daher heute überlegen.

Auf der Unterseite „Demenz-Selbsttest“ haben wir einen DemTect-Test zum Download.

TFFD

Der TFFD ist ein Früherkennungstest, der das Anfangsstadium der Demenz zur Depression hin abgrenzen kann. Entsprechend teilt sich der TFFD in einen Demenz- und einen Depressionsteil. Durchgeführt werden kann dieses Screening beim Neurologen oder Psychiater, der beispielsweise die zeitliche Orientierung und die Sprechflüssigkeit des Patienten überprüft. Außerdem müssen Aufgaben aus den Bereichen Handlungsanweisungen und Wortreproduktionen erfüllt werden. Im Depressionsteil des Tests müssen Fragen in Fremd- und Selbstbeurteilung beantwortet werden.