Therapie: Gesamttherapeutisches Konzept

Einige Formen der Demenz können therapiert werden, die vaskuläre Demenz sogar geheilt. In den allermeisten Fällen jedoch lassen sich die Symptome zwar nicht mehr rückbilden, jedoch an ihrem Fortschreiten hindern. Durch medikamentöse oder therapeutische und ressourcenorientierte Behandlungen kann der Krankheitsverlauf also verlangsamt und positiv beeinflusst werden.

Behandlung mit Medikamenten

4.1.1Galt die Altersdemenz noch vor einigen Jahren als nicht behandelbar, stehen nunmehr verschiedene Präparate zur Verfügung, die sich positiv auf den Demenzverlauf auswirken. Sogenannte Antidementiva hemmen beispielsweise die Enzymbildung der Betroffenen. Trotz medikamentöser Behandlung ist die klassische Demenz nicht heilbar. Unter Medikamenteneinfluss lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung aber bei vielen Patienten um wenigstens ein bis drei Jahre hinauszögern. Wieder andere Erkrankte sprechen auf die medikamentöse Behandlung gar nicht an, was zur Folge hat, dass einige Mediziner den grundsätzlichen Nutzen diverser Antidementiva in Frage stellen.

Dennoch findet die Behandlung mittels Medikamenten großen Anklang, denn die nachgewiesenen Erfolgsfälle überwiegen deutlich. Aufgrund der hohen Rate an Nebenwirkungen stehen einige Antidementiva mittlerweile auch als praktische Depotpflaster zur Verfügung, die den Wirkstoff langsam über die Haut abgeben und sich nicht negativ auf den Magen-Darm-Trakt auswirken.

Nicht medikamentöse Behandlung

Das zweite und sicherlich wichtigste Standbein der Behandlung von Demenz-Patienten ist das gesamttherapeutische Konzept. In der nicht medikamentösen Behandlung stehen beispielsweise Psycho-, Arbeits- oder Kreativtherapien im Vordergrund, die die kognitiven und motorischen Ressourcen der Betroffenen fördern und erhalten sollen.

Verhaltenstherapie

Die psychologische Verhaltenstherapie kann sowohl für Erkrankte als auch für Angehörige sinnvoll sein. Im Rahmen dieser Therapie lernen Patienten, ihr Verhalten aktiv zu steuern und ihren Alltag gezielter zu organisieren. Demenzkranke Menschen können auf diese Weise, gerade im ersten Stadium der Demenz, ihre Eigenständigkeit fördern und länger erhalten.

15965Ergotherapie

Die Ergotherapie ist eine Arbeits- oder Beschäftigungstherapie, die darauf abzielt, die Handlungs- und Betätigungsfähigkeit der Patienten zu verbessern oder zu erhalten. Sie beinhaltet die Bereiche Freizeit, Selbstversorgung und Produktivität. Typische ergotherapeutische Maßnahmen sind beispielsweise motorische und kognitive Arbeiten wie das Korbflechten oder Gedächtnistrainings.

Kognitives Training

Kognitives Training oder auch Gedächtnistraining orientiert sich an der Merk- und Erinnerungsfähigkeit. Für Demenzkranke hat es einen besonders hohen Stellenwert, da die Kognition im Laufe der Krankheit immer mehr abbaut. Zu den Aufgaben des kognitiven Trainings gehören zum Beispiel Bilderkennungsspiele, Gesichtererkennung und Umgebungsorientierung. Zu Beginn einer Demenzerkrankung kann das kognitive Training von Betroffenen aber auch als negativ erlebt werden, da es ihnen ihre eigenen Defizite vor Augen führt. In späteren Stadien fördert es jedoch nachweislich die kognitiven Fähigkeiten.

Realitätsorientierung

Die Realitätsorientierung ist ein aktivierendes Training, welches speziell für Demenzkranke entwickelt wurde. Es stützt sich auf Übungen zur besseren räumlichen, personenbezogenen und zeitlichen Orientierung. Das Erinnerungsvermögen wird geschult und Betroffene können die zwischenmenschliche Interaktion längerfristig erhalten. Methodisch funktioniert dieses Training zum Beispiel über das Anbringen von Wegweisern in bekannten Umgebungen, die die räumliche Orientierung schulen.

Autobiografische Arbeit

4.1.1Die autobiografische Arbeit dient sowohl dem Patienten als auch den Pflegern. Sie fördert eine enge Kooperation, indem die Pfleger den Patienten mitsamt seiner Verhaltensweisen besser kennenlernen und ihn auch beim Aussetzen der Sprache besser verstehen können. Für den Demenzkranken bedeutet Biografiearbeit das Nacherleben seiner eigenen Vergangenheit und die damit verbundene Verbesserung der Erinnerungsfähigkeit.

Musik- und Kreativtherapie

Musik- und Kreativtherapien sind ideal für Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Sie geben die Patienten die Möglichkeit, sich musikalisch oder kreativ, zum Beispiel durch Zeichnungen oder Bastelarbeiten, zum Ausdruck zu bringen, wenn die Sprache bereits in weiten Teilen versagt. Die Kreativtherapie fördert zudem die motorischen Fähigkeiten.

Milieutherapie

Die Milieutherapie beinhaltet das gemeinsame Gestalten der alltäglichen Umgebung, also des Milieus, mithilfe vom Patienten ausgewählter Elemente, die sein Wohlbefinden fördern. Ziel ist es, die Sinne des Demenzkranken anzuregen, seine Orientierung zu fördern und die Umgebung an den Patienten anzupassen, um schließlich seine Lebensqualität zu steigern.

Weitere Therapien

Neben den beschriebenen Therapien gibt es eine Reihe von multimodalen Therapien, bei der im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung die verschiedenen Therapieansätze kombiniert werden. Neue ganzheitliche Programme wie „MAKS aktiv“ (motorische, alltagspraktische, kognitive und spirituelle Aktivierungstherapie) stützen sich daher auf das Schaffen vertrauter Wohngruppen und auf den Erhalt der alltagspraktischen, motorischen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten.