Hilft Ginkgo gegen Demenz?

Präparate aus Ginkgo biloba sind eine sinnvolle Ergänzung zu Antidementiva, die man gegen Alzheimer und vaskuläre Demenz einsetzt. Mit einer solchen pflanzenmedizinischen Zusatzbehandlung lässt sich der Krankheitsverlauf nachweislich positiv beeinflussen. Somit sind sie das Beste, was man zur Zeit verwenden kann. Denn eine Heilung gibt es bisher nicht und eine Impfung gegen Alzheimer wie bei Kinderkrankheiten ist ebenfalls noch nicht möglich.

Frühzeitige Behandlung von Demenz verbessert die Prognose

Erfolgt eine solche Beeinflussung frühzeitig, sind die Auswirkungen von Alzheimer und vaskulärer Demenz weit weniger dramatisch als ohne Behandlung. Die Deutsche Neurologische Gesellschaft (DNG) und Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) geben in regelmäßigen Abständen Leitlinien zur Demenz heraus. Für die Ausarbeitung der letzten Leitlinie von 2016 hat man über 400 wissenschaftliche Publikationen ausgewertet.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse dieser Auswertung ist, dass nichtmedikamentöse Therapie durch psychosoziale Faktoren und die Behandlung mit Medikamenten als gleichwertig zu betrachten sind. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Ist Demenz heilbar?

Die meisten Behandlungsempfehlungen mit Medikamenten sprechen die Leitlinien für mittlere bis schwere Formen der Demenz aus. Dazu gehören NMDA-Antagonisten wie Memantin und Acetylcholinesterasehemmer wie Donezepil, die die Wirkungsdauer der Botenstoffe zwischen Nervenzellen verlängern.

Das einzige Mittel, das die Leitlinien bei leichter bis mittelgradiger Demenz ausdrücklich empfehlen, ist das Naturheilmittel Ginkgo biloba EGb 761. Dabei handelt es sich um einen speziell hergestellten Extrakt aus Ginkgoblättern, der unter der Handelsmarke Tebonin® frei verkäuflich ohne Rezept erhältlich ist.

Was ist Ginkgo?

„Dieses Baumes Blatt, der von Osten meinem Garten anvertraut…“ Goethes Gedicht ist vielen aus der Schulzeit in Erinnerung. Ginkgo biloba lautet die lateinische Bezeichnung des Chinesischen Götterbaumes. Das „lebende Fossil“ wuchs schon vor 280 Millionen Jahren auf der Erde, lange vor den Dinosauriern. In China nur noch an wenigen Stellen natürlich vorkommend, hat der Baum mit seinen charakteristischen zweigeteilten Blättern einen weltweiten Siegeszug als Ziergehölz angetreten. Es gibt bei uns fast ausschließlich männliche Exemplare, da die weiblichen Bäume Früchte bilden, die in der Reife penetrant nach ranziger Butter riechen. In Asien isst man gerne deren pistazienähnlichen Samen.

Ginkgo bei Alzheimer und vaskulärer Demenz

Ginkgo biloba EGb 761 bezeichnet einen standardisierten Extrakt, den man nach einem speziellen Verfahren aus Blättern des Chinesischen Götterbaumes herstellt. Tebonin® bewährt sich seit Jahrzehnten als Hilfe gegen Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche, Schwindel und Tinnitus. Seine Zulassung umfasst „hirnorganisch bedingte geistige Leistungseinbußen bei demenziellen Syndromen“. Für eine nachhaltige Wirkung werden langfristige Einnahme und relativ hohe Tagesdosen von 240 Milligramm empfohlen.

Ginkgo hilft bei ersten Anzeichen einer Demenz. Wer leichte kognitive Defizite aufweist, profitiert eindeutig davon. Für eine prophylaktische Wirksamkeit von Ginkgo gibt es bisher Hinweise, aber keine eindeutig gesicherten wissenschaftlichen Studien. Gesunde Menschen haben daher nur geringe Effekte zu erwarten.

Wirksame vorbeugende Maßnahmen sind sonst bisher nur bei der vaskulären Demenz möglich, die auf einer Arteriosklerose beruht. Diese kann man durch Bekämpfung der Risikofaktoren gut in den Griff bekommen.

Näheres dazu finden Sie hier: Kann man Demenz vorbeugen? und Vaskuläre Demenz.

Wie Sie die ersten Anzeichen einer Demenz erkennen, lesen Sie unter: Was sind die ersten Anzeichen einer Demenz?

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Wie wirkt Ginkgo bei Demenz?

Pharmazeutisch wirksame Bestandteile des es sind sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide wie Quercetin sowie Terpene wie Ginkgolide und Bilobalide. Sie wirken durchblutungsfördernd und verbessern die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, indem sie die Ausschüttung von Botenstoffen erhöhen. Ginkgoextrakt schützt die Isolationsschicht der Nerven, die Myelinscheiden, vor Abbau, wie es vor allem bei Alzheimer der Fall ist. Die Kraftwerke der Zelle, die Mitochondrien, schützt Ginkgo vor oxidativem Stress, dem sie bei Alzheimer ausgesetzt sind. Dadurch verlangsamt sich die Ablagerung des für Alzheimer typischen ß-Amyloids im Gehirn.

Der Gingko-Extrakt verbessert Gedächtnisleistung und Lernvermögen. In mehreren klinischen Studien konnte man nachweisen, dass sich die kognitiven Leistungen gegenüber Placebo um 62 Prozent verbesserten, die Alltagskompetenz um 55 Prozent. Bei leichten Gedächtnisstörungen ließ sich das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, in einem fünf-Jahres-Zeitraum fast halbieren. Somit erscheint eine Prävention gegen Demenz möglich, wobei man diesen Effekt noch weiter wissenschaftlich untersuchen muss.

Keine Nebenwirkungen bei Einnahme von Ginkgo

Erfreulicherweise treten bei dem natürlichen Ginkgoextrakt EGb 761 keine Nebenwirkungen auf, im Gegensatz zu den zur Demenzbehandlung üblichen Medikamenten. Während der Herstellung werden unverträgliche Inhaltsstoffe wie Ginkgolsäure, die Allergien hervorrufen kann, gezielt entfernt. Dagegen sind erwünschte Wirkstoffe wie Ginkgolide und verschiedenen Terpenlactone in Tebonin® angereichert. Dieses Verfahren ist relativ aufwendig, daher kann man es von Billigpräparaten aus dem Supermarkt kaum erwarten.

Bei langfristiger Einnahme hoher Dosen Ginkgoextrakt sollte man ab und an die Blutgerinnung überprüfen. Das gilt vor allem bei gleichzeitiger Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) und Vorliegen eines von Willebrand-Jürgens-Syndroms.

Weiterführende Literatur

  • S3-Leitlinie „Demenzen“ 2016 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): PDF zum Download
  • Alexander Kurz, Hans-Jürgen Freter, Susanna Saxl, Ellen Nickel: Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. 2016: PDF zum Lesen und Download
  • Günter Niklewski, Heike Nordmann, Rose Riecke-Niklewski: Hilfe für Angehörige und Betroffene. Ratgeber der Stiftung Warentest (2010). ISBN-10: 3-868-51112-1.