Demenz kann man nicht heilen. Jeder muss mit seinem angeborenen Bestand an Nervenzellen ein Leben lang auskommen, denn was einmal verloren gegangen ist wächst nicht mehr nach. Verluste lassen sich nicht rückgängig machen, aber man kann dafür sorgen, dass keine neuen hinzukommen. Frühestmögliche Diagnosestellung und zeitnah eingeleitete Therapie helfen, den weiteren Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Die Symptomatik verschlimmert sich dadurch wesentlich langsamer als ohne Behandlung.
Verlauf der vaskulären Demenz ist am besten zu behandeln
Am besten lässt sich die vaskuläre Demenz im Zaume halten. Sie beruht auf einer Arteriosklerose der Hirngefäße, die so ihren Versorgungsbereich zusehends schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Die betroffenen Hirnzellen sterben letztlich ab, ihre Funktionen gehen somit verloren.
Vaskuläre Demenz ist nur eine der möglichen Folgen der Arterienverkalkung, genau wie koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall. Arteriosklerose ist die klinisch wichtigste Herz-Kreislauf-Erkrankung und zugleich die, der man am besten vorbeugen kann. Leiden Sie an Arteriosklerose, dann erweisen Sie sich selber mit deren rechtzeitiger Behandlung einen großen Gefallen. Nicht nur im Hinblick auf vaskuläre Demenz, sondern auf alle genannten Erkrankungen.
Zur Prophylaxe dieser Erkrankungen gehören vor allem gesunde Lebensweise und Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten. Nähere Informationen zur Vorbeugung gegen Arteriosklerose und vaskuläre Demenz finden Sie hier: Kann man Demenz vorbeugen?
Darüber hinaus gibt es Studien, die spezielle vorbeugende Behandlungen untersuchen, wie beispielsweise den Einsatz von Antikoagulantien. Weitere Informationen zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Oral verabreichte Blutverdünner verhindern Demenz.
Kann man Alzheimer heilen?
Alzheimer heilen mit Kokosöl, Alzheimer heilen mit Johanniskraut: Alles mit Alzheimer heilen ist immer für die neueste Meldung gut. Nervenzellverluste kann man aber nun einmal nicht rückgängig machen. Daher sollte man reißerischen Neuigkeiten skeptisch gegenüberstehen. Allzu oft wecken sie Hoffnungen, die sich hinterher nicht erfüllen lassen.
Unbestritten ist jedoch, dass sich auch bei Alzheimer der Verlauf günstig beeinflussen lässt. So einfach wie bei der vaskulären Demenz mit ihren klaren Ursachen und Risikofaktoren ist das allerdings nicht. Zu den günstig einwirkenden Medikamenten gehören die im Folgenden näher zu besprechenden Antidementiva.
Studien konnten zeigen, dass sich das Voranschreiten von Alzheimer durch verschiedene Substanzen deutlich verlangsamen lässt. Dazu gehören Plasmalogen aus Jakobsmuscheln, Cannabinoide aus Hanf oder Fisetin, welches in Erdbeeren in großen Mengen vorkommt. Letzteres können Sie nachlesen unter: Fisetin aus Erdbeeren könnte Alzheimer-Entwicklung verhindern.
Ginkgo steht im Ruf, eine präventive Wirkung bei allen Formen der Demenz zu haben. Die beschriebene Leitlinie empfiehlt ihn sogar ausdrücklich. Während die Wirkung von Ginkgo bei Alzheimer teilweise noch diskutiert wird, ist diese bei einer vaskulären Demenz im Frühstadium gut belegt. Denn die Inhaltsstoffe des Ginkgos helfen nachweislich gegen Arterienverkalkung. Näheres dazu unter: Hilft Ginkgo gegen Demenz?
Demenz mit Medikamenten behandeln: Antidementiva
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DNG) und die Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) haben gemeinsam eine Leitlinie „Demenzen“ herausgebracht. Darin empfehlen sie spezielle Antidementiva, sogenannte Acetylcholinesterase-Hemmer. Davon soll man im ersten und zweiten Stadium einer Demenz die höchstmögliche Dosierung einsetzen. Je früher eine solche Behandlung beginnt, desto erfolgreicher kann der Verlauf der Demenz positiv beeinflusst werden.
Acetylcholinesterase-Hemmern (AChE-Hemmer) inhibieren den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin, der für die Signalübertragung zwischen Synapsen zuständig ist. Die Menge an diesem Botenstoff ist bei Alzheimer-Patienten erniedrigt. Durch die Hemmung des Abbaus bleibt das Acetylcholin länger vor Ort erhalten und kann demzufolge länger seine Wirkung entfalten. Am häufigsten setzt man Donepezil (Aricept) ein, gefolgt von Galanthamin (Reminyl) und Rivastigmin (Exelon).
Heilung bei Demenz: Nichtmedikamentöse Therapie
Zu den Therapiemaßnahmen bei Demenz gehören nicht nur Medikamente, sondern auch psychosoziale Faktoren, die das Umfeld des Patienten betreffen. Die genannte Leitlinie stellt klar, dass diese gleichrangig mit der medikamentösen Behandlung zu sehen sind.
Vor allem die Angehörigen spielen eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zum Alzheimer-Patienten selbst, der nie zugeben würde, dass ihm die Erkrankung zu schaffen macht, erkennen sie Verhaltensänderungen als erste. Dafür ist jedoch eine engmaschige Beobachtung vonnöten. Die Angehörigen können gegebenenfalls in Absprache mit betreuenden Ärzten die notwendigen Schritte veranlassen, wenn zusätzliche Betreuungsfaktoren notwendig werden.
So ist jederzeit eine optimale Anpassung an die krankheitsbedingten Gegebenheiten möglich, die Grundvoraussetzung für die bestmögliche Versorgung ist. Dazu gehören neben ambulanter oder stationärer Pflege auch Ergotherapie oder künstlerische Aktivitäten wie Musiktherapie, die die kognitiven Funktionen verbessern.
Weiterführende Literatur
- S3-Leitlinie „Demenzen“ 2016 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): PDF zum Download
- Alexander Kurz, Hans-Jürgen Freter, Susanna Saxl, Ellen Nickel: Demenz. Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. 2016: PDF zum Lesen und Download
- Günter Niklewski, Heike Nordmann, Rose Riecke-Niklewski: Demenz. Hilfe für Angehörige und Betroffene. Ratgeber der Stiftung Warentest (2010). ISBN-10: 3-868-51112-1.