Oral verabreichte Blutverdünner verhindern Demenz

Vorhofflimmern führt zur Bildung von Blutgerinnseln. Gelangen diese in die Arterien des Gehirns, lösen sie dort Schlaganfälle aus. Daher behandelt man Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung vorbeugend mit blutverdünnenden Medikamenten. Eine aktuelle schwedische Studie konnte nun belegen, dass solche Antikoagulantien auch das Risiko einer Demenzerkrankung herabsetzen.

Die Zusammenhänge von Vorhofflimmern und Demenz

Kleinere Gerinnsel, die sich bei Vorhofflimmern durch Verwirbelungen des Blutes bilden, führen nicht zwangsläufig zum Apoplex. Werden nur kleine Hirnbereiche durch solche Thromboembolien geschädigt, sind die Auswirkungen dieser Miniatur-Schlaganfälle kaum erkennbar. Geschieht das allerdings öfters, sind mehr und mehr Hirnareale betroffen. Solche Ausfälle verursachen eine Multi-Infarkt-Demenz. Ein Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und dieser Form der vaskulären Demenz ist schon länger bekannt.

Für prospektive Studien nicht geeignet

Dass sich bei Vorhofflimmern Schlaganfälle durch blutverdünnende Medikamente verhindern lassen, ist mittlerweile gut belegt. Ein entsprechender Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und Demenz legt nahe, dass Antikoagulantien auch Kleinst-Schlaganfälle und Demenz verhindern. Aber natürlich verbieten sich prospektive randomisierte Studien aus ethischen Gründen. Man kann nicht zwei Patientengruppen bilden und der einen Blutverdünner, der anderen Placebos geben und schauen, wo sich mehr demenzielle Erkrankungen ausbilden. Daher lassen sich Zusammenhänge nur durch Auswertung bereits vorliegender Daten feststellen.

Die Auswertung schwedischer Registerstudien

Die beiden Professoren Leif Friberg und Mårten Rosenqvist vom Karolinska-Institut in Stockholm haben retrospektiv zwei schwedische Registerstudien analysiert. Darin sind 444.106 Patienten erfasst, bei denen zwischen 2006 und 2014 Vorhofflimmern diagnostiziert wurde. In der Nachbeobachtung stellte man bei 26.210 (6 %) dieser Personen eine Demenz fest. Deren Entwicklung war abhängig von Lebensalter, bestehendem Morbus Parkinson, Alkoholmissbrauch und vor allem vom Gebrauch von Antikoagulantien. Die Untersuchungen ergaben, dass das Risiko einer vaskulären Demenz bei langfristiger Einnahme von Blutverdünnern um 48 Prozent niedriger war als ohne.

Das Fazit

Die schwedischen Forscher sehen das als guten Grund für die Einnahme von Antikoagulantien bei Vorhofflimmern an. Denn viele Patienten weigern sich, vorbeugend gegen Schlaganfälle täglich Blutverdünner zu schlucken. Die Aussicht auf eine unheilbar fortschreitende Demenz dürfte viele davon überzeugen, sich doch medikamentös behandeln zu lassen.

Literatur
Friberg L, Rosenqvist M (2017): Less dementia with oral anticoagulation in atrial fibrillation. Eur Heart J. 2017 Oct 24. doi: 10.1093/eurheartj/ehx579.