Roboter namens „Emma“ zieht in Demenz-WG in Kiel ein

demenzDer Roboter kann mit den Armen schwingen. Freundlich fragt er in die Runde. „Was wollen wir machen?“ Eine Patientin wendet sich dem Roboter zu und sucht auf dem Touchscreen des Roboters ein Lied aus. Die 87-Jährige entscheidet sich für Freddy Quinns Klassiker „Junge, komm bald wieder“. Prompt ertönt das Lied, die Bewohnerin singt bewegt mit und tanzt ein wenig dazu. In der Diakonie Altholstein in Kiel kommt Roboter „Emma“ momentan alle zwei Wochen, um die Demenz-Wohngruppe zu unterhalten und für Abwechslung zu sorgen.

Hannes Eilers hat den Roboter erfunden

Der Robotik-Ingenieur Hannes Eilers hat „Emma“ programmiert. Er ist an der Fachhochschule Kiel tätig und sagt: „Wir wollen erreichen, dass der Roboter Teil der Gruppe wird und von den Bewohnern nicht als Fremdkörper wahrgenommen wird. Dafür muss sich „Emma“ integrieren. Der 29-Jährige sammelt nun seit einem Vierteljahr Erfahrungen im Einsatz mit den Demenzkranken.

Die Betroffenen freuen sich in der Regel sehr, wenn der Roboter auf deren Wünsche reagiert und Lieblingslieder abspielt. Der Pflegedienstleiter Thorben Maack bestätigt dies und fügt an, dass die Lieder bei vielen Bewohner Erinnerungen wecken würden. Zwölf Menschen leben in einer Wohngruppe gemeinsam. Dabei sind sie zwischen 75 und 93 Jahren. Das Krankheitsbild wirkt sich bei jedem von Ihnen unterschiedlich aus.

Singen ist sehr beliebt

Eine Bewohnerin hat „Emma“ schon ganz besonders in ihr Herz geschlossen. Sie mag seine Augen und Bewegungen. Sie erzählt, dass sie früher in einem Chor gesungen habe und nach wie vor gerne singt. Die Teamleiterin der Demenz-Gruppe berichtet von der anfänglichen Skepsis gegenüber dem Roboter. Doch dies hat sich sehr schnell gelegt und die Bewohner haben sehr schnell damit begonnen, „Emma“ anzufassen und ihm Fragen zu stellen.

„Emma“ kann sogar reden

Der Entwickler sagt, dass „Emma“ zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage sei, auf vier Fragen zu antworten. Eine davon ist beispielsweise: „Woher kommst du?“. Der Roboter sagt daraufhin: „Ich komme aus Paris, das liegt in Frankreich!“. Außerdem reagiert „Emma“ auf Rufe und kann sogar Gesichter erkennen. An Ihrer Stirn ist eine Kamera befestigt, mit der sogar Fotos der Bewohner geschossen werden können. Innerhalb von wenigen Sekunden können diese ihr Foto auf dem Bildschirm bewundern. Wenn längere Zeit niemand mit „Emma“ spricht, fährt sie umher und steuert teilweise auch direkt auf Bewohner zu.

„Emma“ kann Pfleger unterstützen

„Emma“ kann zwar die Pfleger unterstützen, nicht jedoch ersetzen. Allerdings sind noch mehr Einsatzmöglichkeiten denkbar. Zum Beispiel könnte der Roboter die Bewohner an die Einnahme von Medikamenten erinnern und einen Betreuer informieren, wenn jemand die Gruppe verlässt.

Der Roboter ist nicht ganz billig

Die Fachhochschule in Kiel hat die Kosten der Herstellung in Höhe von 17.000 Euro übernommen. Dem Pilotmodell „Emma“ ging „Grace“ voran und war eine durchaus abgespeckte Version des heutigen Roboters. Emma ist wesentlich mobiler und wiegt nur 45 Kilogramm. Der Erfinder beabsichtigt, daraus ein Forschungsprojekt zu machen. Die Demenzkranken sollen mit „Emma“ beispielsweise auch Memory spielen können.